Frau Dr. Buchter-Weisbrot Artikel aus der Obstbau Zeitschrift 04/23 Sensible Sonnenfrucht Aprikose: kein „kleiner, frühzeitiger Pfirsich“

Sensible Sonnenfrucht

Auszug aus dem Fachmagazin "Obstbau", Ausgabe 04/2023, von Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

 

Aprikose: kein "kleiner, frühzeitiger Pfirsich"!

Sind Aprikosen optimal reif – also weder mehlig-weich noch säuerlich-hart – können sie mit ihrem appetitlichen Aussehen, der mundgerechten Größe und der leichten Handhabung als ideale "Einstiegsfrucht" für Obstmuffel dienen.

Termingerecht zum Sonnenhöchststand reift die Aprikose mit ihren hohen Gehalten an Hautschutzstoffen und an den Mineralstoffen, die wir beim Schwitzen verlieren. Wie die Möhre zeigt auch die Aprikose, was sie reichlich in sich trägt: leuchtend gelb-orange Pflanzenfarbstoffe aus der Gruppe der Karotinoide. Aber nicht nur damit nimmt die Aprikose eine Spitzenstellung unter den Obstarten ein. Sie liefert auch überdurchschnittlich viel Kalium, Niazin (Vitamin B5) und Folsäure. Diese gesunde Frucht lässt sich frisch oder gedörrt leicht als Zwischenmahlzeit verzehren. Da sie beim Hineinbeißen weniger Saft verliert als die nahen Verwandten Pfirsich/Nektarine und Pflaume, eignet sich die Aprikose ausgezeichnet als Büro-, Auto-, Schul- und Kindergartenfrucht.

 

Eigenständige Obstart

In ihrem Ursprungsgebiet Mandschurei und Nordostchina sind Aprikosen seit über 4000 Jahren bekannt. Im kaiserlichen Werk Shan-hai-king von 2198 v.Chr. findet sich der erste schriftliche Nachweis für die Aprikose unter dem Namen „sing". Belege zu ihrer Kultur stammen aus der Provinz Sichuan vor fast 2000 Jahren. Nach Italien und Griechenland kam die Obstart im 1. Jahrhundert, für Spanien gibt es aus dem 7. Jahrhundert erste Kulturnachweise, für Frankreich und Amerika ab dem 17. Jahrhundert.

Die verschiedenen Namen für Aprikosen wie Chinesische Mandel oder Früher Pfirsich weisen darauf hin, dass die Frage der botanischen Klassifizierung lange offen war. Um 1305 beschrieb der italienische Naturwissenschaftler Petrus de Crescentiis die Aprikose noch als besonderen Pfirsich (deutsche Fassung 1471): „Muniacus ist ein unbekanter baum in teutschelanden. Er ist glich ettlichermaßen de pflumenbaum / (…) / und sein frücht seint in gemeiner größ wie pflumen / aber die form und gestalt ist glich de pfirßig." Auch Hieronymus Bock bezeichnete die Aprikose in seinem Kreuterbuch von 1539 als „gelben Sommerpfirsiche" und Turner nannte sie 1551 „abrecock or hasty pech tre", also frühzeitiger Pfirsichbaum. Dieser Ausdruck findet sich auch beim Schweizer Lexikographen Josua Mahler, der Aprikosen in seinem Wörterbuch Die Teütsch spraach (1561) als „kleine, frühzeitige pfirsiche" bezeichnete. Als eigenständige Obstart erscheint die Aprikose erstmals im Neuw vollkommentlich Kreutterbuch (1613) von Caspar Bauhinus und Jacobus Theodorus.

Heute gilt die Aprikose (Prunus armeniaca) als Steinobstart innerhalb der Familie der Rosengewächse mit der Subfamilie Prunoideae und der Gattung Prunus, also nahe verwandt und mit Mandel, Pflaume und Pfirsich.

 

Offensichtlich gesund

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe rückt die Aprikose in die Nähe zu Gemüse: in vollreifem Zustand wenig Säure, viele Mineral- und Ballaststoffe und vor allem Carotinoide, die zu den bioaktiven Substanzen zählenden Pflanzenfarbstoffe mit etwa 50 Verbindungen. Diese Stoffgruppe ist in Früchten weitaus weniger vertreten als in Gemüse, die Aprikose rückt aber recht nahe heran. Spitzenreiter ist Grünkohl mit 27 mg/100 g, Spinat, Kürbis und Möhre liefern um 10 mg, Brokkoli und Aprikose 3 bis 4 mg. Die meisten sonstigen Gemüsearten enthalten weniger als 1 bis 2 mg.

Der Carotinoidgehalt der Aprikose schwankt je nach Sorte (je dunkler, desto mehr), Reifegrad, Standort, Position im Baum und Behang. Die Streubreite ist enorm: 1,5 bis 19,5 mg/100 g frischer Frucht, also bei dunkelorangeroten Sorten und optimalen Bedingungen im Bereich der Carotinoid-reichsten Gemüsearten.

Die wichtigsten der identifizierten Carotinoide sind ß-Carotin (60 bis 70 %), Cryptoxanthin und Lutein.

Der Tagesbedarf liegt laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung bei 1 mg Carotinoiden. Das National Cancer Institute der USA hat den Richtwert auf 6 mg festgesetzt. Carotinoide wirken der Tumorbildung aktiv entgegen. Zugleich stärken sie das Immunsystem, bewahren die Haut vor gefährlichen UV-Strahlen und halten die Arterien von Ablagerungen frei, als deren Folge Arteriosklerose und Grauer Star auftreten. Die in der Aprikose enthaltenen Vitamine C und E unterstützen die immunstärkende Wirkung der Carotinoide.

Auch die weiteren wertgebenden Inhaltsstoffe sind beachtlich. Aprikosen bieten durchweg ausgewogene Mengen an den für uns lebenswichtigen Inhaltsstoffen. Auffallend hohe Werte liegen in Bezug auf Mineralstoffe Kalium, Niazin und Folsäure vor. Das reichlich vertretene Niazin (Vitamin B5) stärkt die Nerven, das B-Vitamin Folsäure fördert Blutbildung und Zellerneuerung. Auch die Kupferwerte sind beachtlich. Dieses Spurenelement bietet die Aprikose genauso reichlich wie die meisten Gemüsearten. Kupfer spielt eine wichtige Rolle beim Entgiften, für die Bindegewebe und den Eisentransport.

 

Gesundheitswirkungen in Stichworten

Aprikosenesser können mit einer langen Liste an positiven Wirkungen den Genuss dieser aromatischen Steinobstart rechtfertigen.

Aprikosen

  • stärken das Immunsystem
  • beugen Krebsleiden vor
  • vitalisieren bei Müdigkeit
  • fördern die Zellerneuerung
  • lindern Asthmabeschwerden
  • kräftigen die Schleimhäute
  • zersetzen freie Radikale
  • heben die Stimmung
  • steigern die Konzentration
  • verzögern Demenz
  • verbessern das Blutbild
  • schützen vor UV-Strahlung
  • verhelfen zu glatter Haut
  • kräftigen das Haar
  • stärken die Knochen
  • wirken antientzündlich
  • schützen die Leber

 

Bittere Aprikosenkerne

Bittere Aprikosenkerne sollen gegen Krebs helfen. Allerdings gibt es dafür keinerlei Nachweis – im Gegenteil: die Samen sind giftig. Sie enthalten reichlich Amygdalin. Aus diesem Glykosid spaltet sich während der Verdauung Blausäure ab, die zu schweren Vergiftungen und sogar zum Tod führen kann. Man sollte täglich nicht mehr als ein bis zwei bittere Aprikosenkerne verzehren oder besser ganz darauf verzichten.

Der Amygdalingehalt ist der Grund, weshalb in Europa jährlich 550.000 t Steinobstkerne ungenutzt bleiben. Das niederösterreichische Start-Up Kern-Tec in Herzogenburg hat ein industrielles Verfahren entwickelt zum Spalten der Kerne, danach Abtrennen und Entgiften der Samen von Marillen, Pfirsichen, Pflaumen und Kirschen. Die entgifteten Samen sind ein ökologisch und ernährungsphysiologisch überaus wertvoller Rohstoff für Genuss- und Kosmetiköle, Milchalternativen und Nugatcremes, die harten Schalen dienen als Abrasivstoffe etwa zum Sandstrahlen, Füllstoffe, Alternativen zu Mikroplastik, beispielsweise in Kosmetikprodukten. Dieses Upcycling von Lebensmittelabfällen spart im Vergleich zu den geschmacklich ähnlichen Mandeln zwei Drittel Wasser, über die Hälfte an CO2 und es sind keine Anbauflächen nötig.

 

Zeitschrift "OBSTBAU"

Der vollständige Artikel ist im OBSTBAU Das Fachmagazin für den Obstbauprofi in der Ausgabe 04/2023 erschienen. Hier geht's zum spannenden Artikel: Sensible Sonnenfrucht – Aprikose: kein "kleiner, frühzeitiger Pfirsich"!

 

Sie suchen noch einen Aprikosenbaum?

Dann durchstöbern Sie jetzt die Apriosensorten im Artevos-Sortiment und entdecken Sie tolle Obstneuheiten!

Cookie Consent mit Real Cookie Banner