Mirabellen

Sorbitreiche Mirabellen

Auszug aus dem Fachmagazin "Obstbau", Ausgabe 07/2022, von Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

 

Goldgelbe Verdauungshilfe

Nicht nur Molières eingebildetem Kranken empfiehlt der Arzt, den Bauch mit Pflaumen zu entlasten, die Heilkundigen nutzten zu allen Zeiten die unterstützende Wirkung dieser Frucht auf den gesamten Verdauungstrakt und für unser Wohlbefinden. Dies gilt ganz besonders für die eng verwandte Mirabelle.

"Nimm Pflaumen für des Alters morsche Last, denn sie pflegen zu lösen den hartgespannten Bauch", schrieb vor fast 2000 Jahren der Römer Marcus Valerius Martial. Dass die Pflaumenformen natürlich und mild die Verdauung regulieren, beschrieb Dioskurides aus Anazarbe bereits im 1. Jahrhundert in seiner Schrift „Materia Medica". Pflaumenbaumharz, aufgelöst in Wein, verabreichten die Ärzte im griechischen Altertum bei Nieren- und Blasenleiden, Rindenextrakte galten als blutstillendes Mittel. Der arabische Arzt Ali Ben Abdallah aus Bagdad empfahl die Frucht selbst als wirksames Gallenstärkungsmittel. Die Ärzte der Pharaonen waren zudem überzeugt, dass Pflaumen herzstärkend wirken.

Für die bereits im Altertum erkannte verdauungsfördernde Wirkung der Pflaume – sie gilt mehr noch für die Pflaumenform Mirabelle – machte der französische Arzt Leclerc 1925 die reichlich enthaltene Zellulose verantwortlich. 1975 ermittelte der italienische Wissenschaftler Cocopra an der Universität Bologna speziell den Zellstoff Pektin als entscheidende Substanz. Sie ist in dieser Obstart so beschaffen, dass sie die mechanische Arbeit der Darmwand verstärkt. Zur Förderung der Peristaltik durch diese Ballaststoffe kommt der je nach Sorte beachtliche Sorbit-Gehalt von 1,5 bis 21 Prozent der Trockensubstanz hinzu. Der Zuckeralkohol Sorbit liefert selbst keine Kalorien und wirkt leicht abführend. Spitzenwerte liefert die Haus- oder Spätzwetsche mit 18,5 Prozent Sorbit. Übertrumpft wird sie nur von Nancy-Mirabelle mit 19,9 Prozent der Trockensubstanz.

 

Wertvolle Inhaltsstoffe

Als Vitamin-Lieferant stellt die Mirabelle keine Rekorde auf, bemerkenswert ist aber das harmonische Gesamtangebot. Aufgrund der umfangreichen B-Vitamine gilt diese Steinobstart als Nervenstärker, Stresshelfer und Leistungsförderer. Auch die Spurenelemente Zink und Kupfer wirken nervöser Unruhe, Gereiztheit und Depression entgegen. Zusammen mit den reichlich enthaltenen Ballaststoffen fördert die Mirabelle das psychische und physische Wohlbefinden. Der ebenfalls reichlich enthaltene Mineralstoff Kalium hilft beim Entwässern. Da Mirabellen auch dank der Pektine zugleich überflüssige Fettstoffe im Darm binden und die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fette hemmen, eignen sie sich ideal zum Abspecken – was man einer so süß schmeckenden Frucht kaum zutraut.

Die Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe, die wie die Ballaststoffe zu den bioaktiven Substanzen zählen, ist im Mirabellen-Fruchtfleisch ebenfalls reichlich vertreten. Die Karotin-verbindung Lutein macht mit durchschnittlich 0,6 mg/100 g etwa ein Viertel der enthaltenen Karotinoide aus. Diese Verbindung schützt besonders effektiv die Augen vor freien Radikalen und mindert so das Risiko an Grauem Star zu erkranken. Das Flavonoid Querzetin ist mit 4 mg genau so reichlich vertreten wie in Apfel, Traube und Kirsche. Dieses Polyphenol schützt vor Darm- und Hautkrebs, bekämpft aber auch Viren wie Herpes simplex. Was blaue Pflaumensorten grasgrünen Mirabellen voraushaben, sind die für die blaue und rote Farbe verantwortlichen Anthocyane – ebenfalls Polyphenole. Sie senken die Thromboseneigung, regulieren den Cholesterinspiegel, schützen die Gefäße und beugen Krebs vor. Lässt man Nancy-Mirabellen jedoch gut belichtet ausreifen, bilden sie in Form der „roten Backe" ebenfalls beachtliche Mengen dieser Helfer gegen Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten aus.

 

Gesunde Mirabellen

Die „bewundernswert Schöne", wie sich die auch als Frauenname verwendete Bezeichnung Mirabelle deuten lässt, bringt eine erstaunliche Liste an Heilwirkungen zusammen. Die ausgesprochene Saisonfrucht beeinflusst unser Wohlbefinden nicht nur über die Verdauung.

Die Mirabelle

  • reinigt den Darm
  • kurbelt die Verdauung an
  • sbelebt das Immunsystem
  • lindert nervöse Verstimmungen
  • wirkt Depressionen entgegen
  • steigert die Konzentrationsfähigkeit
  • unterstützt den Kohlenhydrat-Stoffwechsel
  • reguliert den Wasserhaushalt
  • hilft beim Abspecken
  • stärkt das Herz
  • schützt die Zellmembranen
  • wirkt Grauem Star entgegen
  • hemmt Tumore
  • baut Blutarmut ab

 

Zeitschrift "OBSTBAU"

Der vollständige Artikel ist im OBSTBAU Das Fachmagazin für den Obstbauprofi in der Ausgabe 07/2022 erschienen. Hier geht's zum spannenden Artikel: Goldgelbe Verdauungshilfe: Sorbitreiche Mirabellen

 

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